Werbung für Arikel oben TEST
Erich Hagspiel
Österliche Spurensuche an den Schauplätzen
der christlichen Religion
Was ist eigentlich Israel?
Mehr als ein kleines Land, das wöchentlich weltweit irgendwo in den Nachrichten aufscheint? Oder ein Land, welches seit mehr als 2000 Jahren als geistige Geburtsstätte und Gravitationszentrum Gottes verschiedener Religionen gilt? Oder ein Land mit unglaublicher Geschichte zwischen den frühgeschichtlichen Hochkulturen zwischen Nil sowie Euphrat und Tigris? Oder ein innovativer Kleinstaat, der mit seinen hellsten Köpfen in vielen Bereichen technologischer Weltmarktführer geworden ist?
Wohl ein Konglomerat aus all diesen Dingen. Israel ist auf jeden Fall mit seinem geschichtsträchtigen Erbe an historischer Baukunst eine Reise wert.
Gerade zur Osterzeit habe ich mir diese biblischen Stätten ausgewählt, welche seit meiner Kindheit immer wiederkehrende Begriffe gewesen sind, welche in der DNA des Jahreskreislaufes abgespeichert sind und sich zu Weihnachten, Ostern oder Pfingsten in den Predigten der christlichen Konfessionen wiederfinden.
Auf dieser Spurensuche steht zunächst wohl Bethlehem,
die Geburtsstadt Jesu.
Für mich auffällig, die strikte Trennung zwischen den politischen Grenzen des alten Israel vor dem Sechstagekrieg im Juni 1967 und den seither besetzen Gebieten, welche noch heute militärisch verwaltet werden. Es geht vorbei an der bekannten Betonmauer und an Checkpoints, welche an die Einreise in einen fremden Staat erinnern. Gleich nach der Grenze merkt man kaum noch politische Interessen, Juden ebenso wie Araber haben dieselben Ziele, nämlich die Familien zu ernähren. Betlehem ist wohl für jeden Reisenden ein Pflichtbesuch.
Anstatt Stall, Ochs und Esel thronen hier am Geburtsort Christi Kirchen aller christlichen Glaubensrichtungen. Die langen Warteschlangen mit vielen tiefgläubigen Pilgern zwingen uns auf der Hast der Reise mental innezuhalten. Damit erlebt der Besucher aber auch diesen geistigen „Flow“, jene Spannung, welcher man sich irgendwann nicht mehr entziehen kann.
Und kaum aus der Kirche Jesu, fesselt bereits das lautstarke Rufen eines muslimischen Muezzin.
Wir verlassen die Geburtsstadt Christi und fahren zunächst nach Norden auf die Golanhöhen, wo wir überraschend feststellen, dass hier seit vielen Jahren Weinbau nach internationalen Standards betrieben wird. Ausgrabungen mit Weinornamenten bezeugen, dass hier selbst zur Römerzeit schon Wein kultiviert wurde.
Von hier nach Süden ist es auch nicht allzu weit zum See Genezareth, um die Bucht der wunderbaren Brotvermehrung zu besichtigen, wo Jesus 5000 Menschen mit 5 Broten und zwei Fischen gesättigt hat.
Nach einer Nacht im Kibbuz war der morgendliche Sonnenaufgang mit der Ruhe am See Genezareth wohl ein besonders inspirierender Eindruck. Mit der Frage im Kopf, wie hat es hier wohl vor 2000 Jahren ausgesehen?
Auf der Fahrt nach Süden nach Quasr el Yahud, war der Besuch der Taufstelle Christi am Fluss Jordan wohl ein sehr spirituelles Erlebnis, jedoch verbunden mit der Erkenntnis, welcher Mangel an Wasser in dieser Region herrscht. Es handelt sich heute nicht mehr um einen Fluss in unserem Sinn, sondern um das Abbild dessen, was er einst war. Der Bedarf an Wasser ist derart enorm, dass der heimliche Krieg um das Wasser selbst dem Krieg um das Land selbst um nichts nachsteht.
Auf der Weiterfahrt Richtung Süden gelangten wir an den tiefsten Punkt der Erde mit 430 Metern unter Meeresspiegel. Das Tote Meer an der Grenze zu Jordanien ist mit seinem Salzgehalt bekannt, hier besteht die Möglichkeit zu schwimmen ohne unterzugehen. Doch auch hier sind die Auswirkungen des Klimawandels unübersehbar, das Tote Meer trocknet langsam aus.
Die Stadt Jerusalem stellt zweifelsohne den Höhepunkt einer Reise in das Heilige Land dar. Am beeindruckendsten ist wohl der Blick vom Ölberg auf die Altstadt. Um diese führt eine 4 km lange, turmbewehrte Ringmauer, sie wurde 1537 errichtet. Der Tempelberg mit seinem Felsendom ist bis heute der sensibelste Bereich zwischen Juden und Arabern. Die Klagemauer ist der heiligste Ort des Judentums, der Tempelplatz das bedeutendste islamische Heiligtum nach Mekka und Medina.
Dementsprechend sind die Sicherheitsvorkehrungen mit omnipräsenter Militär- und Kameraüberwachung, der Besuch hier ist mit den Sicherheitskontrollen am Flughafen vergleichbar. Die Stadt ist auch geografisch nach ethnischen Vierteln geteilt (Juden, Araber, Armenier, Christen). Wo immer man sich in Jerusalem gerade befindet, fast jede Bezeichnung hat man schon gehört: Via Dolorosa, Grabeskirche, Heiliges Grab, El-Aqsa-Moschee, Goldenes Tor, Ölberg, Berg Zion; diese Aufzählung würde Seiten füllen. Ein ganz besonderer Platz an den Abhängen des Ölbergs ist aber zweifelsohne der jüdische Friedhof mit seinen tausenden Gräbern, die bekanntlich niemals versetzt werden dürfen.
Und als Erinnerung daran, dass selbst die 3 monotheistischen Religionen schon bedeutende Kulturen als Vorgänger hatten, sei die Baukunst und der Handel der Nabatäer erwähnt. Neben dem weltberühmten Petra in Jordanien wurde im heutigen Israel die Stadt Mamshit errichtet. Nach ihrem Höhepunkt im 1.Jhd.n.Chr. wurden diese Bauwerke wiederum von muslimischen Eroberern zerstört.
Und wenn man die heutige politische Entwicklung verfolgt, muss man mit Bedauern feststellen, dass sich seit mehr als 2000 Jahren nichts geändert hat. Der militärisch Stärkere glaubte immer sein Recht durchsetzen zu müssen und hat dabei die gewaltigen gesellschaftlichen und kulturellen Leistungen der Vorfahren gnadenlos zerstört.
Für mich war dieser österliche Besuch im Vielvölkerstaat Israel eine Zeit des Innehaltens und dankbar zu sein dafür, dass wir seit 1945 in Mitteleuropa in Frieden und Wohlstand leben dürfen und von Kriegen verschont geblieben sind.
In diesem Sinne, FROHE OSTERN !
Erich Hagspiel bereist als Fotograf seit vielen Jahren fremde Länder und erkundet vor allem sein Heimatland Österreich. Seit über 20 Jahren entstand auf diese Weise auch ein Österreich-Kalender.
Seine Liebe zur engeren Heimat ist in seinen Bildbänden und Kalendern dokumentiert.
www.hagspiel.at