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Das Leben ist wie ein Fahrrad.
Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
– Albert Einstein
“Rund um den Grimming” lautete der Titel des ersten Buches, welches ich als Kind über das Ennstal gelesen habe; sein Inhalt hat mich bis heute geprägt. Es erschien 1967 und kaum jemand wird sich noch daran erinnern.
Seit Jahrhunderten übt dieser „grimmige Berg“ immer noch die gleiche Faszination auf die Menschen des Tales aus.
Dieser Kalkmonolith als der letzte Ausläufer des Dachsteingebirges thront inmitten des Ennstales und als steinerne Hürde zum Ausseerland. Er ragt etwa 1.700 Meter jäh aus dem Tal empor und sucht mit seiner relativen Höhe, samt seinem markanten Erscheinungsbild, seinesgleichen in ganz Europa; ist er doch zudem der höchste frei stehende Gebirgsstock der gesamten Ostalpen.
Was liegt da wohl näher als diesen Berg mit dem Fahrrad zu erkunden? Einen Berg, dessen Antlitz hier im Tal wohl jeder aus seiner Wohnung gerne sehen möchte. Welche die schönste Seite dieses Berges ist, darüber streiten sich die Geister vermutlich gleich lange wie über die Höhe. Umso mehr ein Grund sich in einigen Radstunden selbst ein Bild davon zu machen.
Wir starten in Irdning, fahren an der Ostseite der Kirche vorbei und biegen danach sofort rechts den Radweg ab. Eine Schotterstraße führt uns über den Talboden bis wir ganz an der Enns anlangen. Hier münden wir in den Ennsradweg ein und halten uns dabei nach links. Immer den Blick auf unseren „heiligen Berg“ gerichtet, geht es weiter bis zur Trautenfelser Brücke. Ein kurzer Abstecher auf das perfekt renovierte Schloss Trautenfels mit seinem herrlichen Blick vom überhöhten Schlossplatz zurück nach Irdning, ins Donnersbachtal und das breite Ennstal mit den Ennsaltarmen ist immer lohnenswert.
Der Radweg führt dann weiter zum neuen Kreisverkehr der Bundesstrasse und sofort danach weiter nach Untergrimming.
Entlang der alten Bundesstraße geht es in würziger Waldluft zügig bergauf, ebnet sich in etwa bei der Abzweigung nach Pürgg, führt uns aber weiter aufwärts bis nach Tauplitz / Furth. Heute ist dieser Teil des Weges beinahe tunnelartig mit Bäumen überschirmt und ein wunderbares Naturerlebnis. Kaum vorstellbar, dass über diese Straße in den sechziger Jahren der gesamte Urlaubsverkehr in den Süden zum Meer rollte.
Direkt vor der Brücke, hinauf in den Ort Tauplitz, halten wir uns links und können uns fortan nach der guten Markierung weiter orientieren. Der Radweg führt durch unverbaute Wiesen und Felder, vorbei am Zielhang der Kulmschanze über Krungl bis nach Bad Mitterndorf, vorbei an der Grimmingtherne und nach Bad Heilbrunn.
Hier beginnt die vor 70 Jahren errichtete Pass-Stein-Straße entlang des Stausees und hier endet auch der Gebirgsstock des Grimming nach Westen. Diese wildromantische schmale ehemalige Autostraße entlang des Stausees verläuft über 5,3 Kilometer ohne nennenswerte Steigung, jedoch aufgrund des felsigen Geländes durch zwei kurze Tunnel.
Der Salza Stausee liegt in einem Naturschutzgebiet, die Landesstraße entlang des Sees ist derzeit jedoch wegen Steinschlaggefahr mit einem Fahrverbot belegt.
Für konditionsstarke Radfahrer besteht die Möglichkeit, von der Straße entlang des Stausees nach rechts den Waldweg zur Viehbergalm abzubiegen, dies ist ein ausgewiesener Radweg über die sogenannten „Öfen“ bis nach Gröbming.
In Tipschern angelangt, bietet der Landgasthof Schrempf mit seiner ausgezeichneten regionalen Küche die Möglichkeit einer Stärkung.
Danach gibt es die Möglichkeit direkt über den Mitterberg zu fahren und beim Gasthaus „Häuserl im Wald“ links nach Öblarn abzubiegen.
Oder man folgt dem Radweg entlang der Bundesstraße Richtung St. Martin, und in diesem Fall sollte man jedoch einen Abstecher zum beeindruckenden Salza Wasserfall keinesfalls versäumen.
Es geht weiter Richtung Öblarn (Abzweigung Querung Bundesstraße), vor der Ennsbrücke in Öblarn an der Einbindung der Straße vom Mitterberg sollte jeder Kulturinteressierte einen Blick auf Schloss Gstatt werfen, eines der vielen Schlösser im mittleren Ennstal. Weiter geht es in den Ort Öblarn mit seinem gut erhaltenen geschlossenen Dorfplatz und weiter nach Niederöblarn. Beim Gasthof „Stecher“ führt der Radweg wieder zur Landesstraße und von da zurück nach Irdning.
Wer in Tipschern noch nicht hungrig war, der findet im „Dörfl“ Wirtshaus in Irdning beim Badeteich eine gute regionale Küche mit einem bemerkenswerten Ambiente vor.
Ein letzter schöner Blick auf den Hausberg des Ennstales findet sich beim Parkplatz des Friedhofes oder von der Anhöhe des nahe gelegenen Schloss Pichlarn.
Erich Hagspiel bereist als Fotograf seit vielen Jahren fremde Länder und erkundet vor allem sein Heimatland Österreich. Seit über 20 Jahren entstand auf diese Weise auch ein Österreich-Kalender.
Seine Liebe zur engeren Heimat ist in seinen Bildbänden und Kalendern dokumentiert.
www.hagspiel.at